As salamu alaikum,
und gleich mal als Warnung – das wird ein krass ausführliches Feedback.
Für Faruk als Tulamiden war Al'Berachod ja quasi eine Art Heimspiel. Da ich das Setting liebe, hatte ich mich riesig auf das Con gefreut und dementsprechend hohe Erwartungen. Sie wurden nicht enttäuscht.
Bei meinen Kritikpunkten findet ihr einiges an Krittelei. Ich neige dazu in Feedbacks vor allem auf der Negativseite auch Kleinigkeiten mit anzubringen. Dabei möcht ich jedoch vorweg betonen, dass die positiven Aspekte die negativen bei weitem überwiegen und ich das Con zu meinen persönlichen Larp-Highlights zähle (Top 3).
Negativ:
- Vereinzelt hatten SCs/NSCs kein stimmiges oder ein doch sehr lückenhaftes
Hintergrundwissen über Mhanadistan bzw. die Khom sowie den Glauben der dortigen Einheimischen. Ich möchte zwar nicht behaupten ein enzyklopädisches Hintergrundwissen zu besitzen und mache sicherlich auch so manchen Fehler, versuche mich aber – so ich die Zeit dazu finde – mich möglichst umfassend auf meine entsprechende(n) Rolle(n) vorzubereiten. Dazu gehört für mich auch der Griff zur aktuellen Regionalspielhilfe. Gerade was den Glauben in Mhanadistan angeht, hätte ich eine Szene spannend gefunden, bei der Charaktere aus einem fremden Kulturraum damit konfrontiert werden, dass z.B. redlich arbeitende Bauern Praios als Dürren bringenden Dämon ansehen o.ä.. Bin einfach sehr für krude Glaubenskonzepte, die vom Standard-12-Götterkult weniger oder mehr abweichen.
- Im Nachhinein betrachtet halte ich es für unwahrscheinlich, dass sich eine
unbewaffnete, nur aus Frauen bestehende Forschungsgruppe mitten in Mhanadistan/Ferkinagebiet aufhält. Auf dem Con ist mir dieser logische Haarriss aber nicht wirklich aufgefallen.
- Die auf SL-Hinweis extra fürs Con gelernten
Unauer Glyphen hab ich nicht einmal gebraucht. Da ich als SC bisher jedoch ausschließlich Charaktere aus dem tulamidischen Kulturraum spiele, werd ich sie schon irgendwann mal einsetzen können.
- Die
Bierbänke im Lager – sie waren zwar weit besser abgetarnt als auf DuB, aber es sind und bleiben halt mal Bierbänke. Mir als Ex-Reenactor fällt das halt auf. Alternative, falls ihr das vom Budget und Ambiente irgendwann angehen könnt/wollt: hölzerne Böcke aus dem Baumarkt mit Lederscharnieren versehen und mit langen Brettern als Tischplatte belegen (dann kann man die Tafel im wahrsten Sinne des Wortes auch aufheben
). Mehr Platz als die Biertische/Bänke nimmt das auch nicht weg. Die Bänke um die Feuerstelle fand ich übrigens spitze – das geht ambientemäßig genau in die richtige Richtung.
- Der hin und wieder aufkommende
Fluglärm und das
OpenAir am SA haben mich zwar nicht richtig gestört, aber irritiert war ich trotzdem ein bisschen.
-
Magiedarstellung im Kampf: Ich hatte leider ein paar Mal den Eindruck, dass Zauber im Kampf recht schnell rausgeschleudert werden und mit relativ wenig Theatralik dargestellt wurden. Ich selbst habe drei Windstöße (modifizierter Aeolitus – quah saba sefha … die Kraft der Sieben Winde werfe dich zurück) ausgesprochen, die von den getroffenen NSCs als Spielangebot auch gut angenommen wurden. Selbst, wenn Charaktere, ob SC oder NSC, sehr erfahrene Magier sind, finde ich dass eine hastig dahingesrufene Zauberformel und fahrige Gesten dem ganzen die Mystik nehmen. Da würde ich mich lieber niederknüppeln lassen, als den Zauber noch möglichst schnell abzuschließen. Meine Meinung.
Bislang bin ich weder auf DuB noch auf Al'Berachod von SCs/NSCs negativ auf das Entermesser angesprochen worden, das Faruk ohne einen entsprechenden Dispens (Erlaubnis von Seiten der Gilde) mit sich rumträgt. Allerdings muss man auch sagen, dass der Codex Albyricus laut Regionalspielhilfen (RA & LdES) im tulamidischen Sprachraum eher locker ausgelegt wird und es somit für NSCs auf diesem Con auch egtl. kaum Grund für Einwände gegeben hat.
-
Kämpfe: Ich hatte oft den Eindruck, dass die NSCs uns locker hätten platt machen können (Beni Dachim-Angriffe am MI- & DO-Abend, Kampf gegen die Gefolgsleute des Chimärologen), wenn sie sich nicht für uns Spieler zurückgehalten hätten. Da hab ich mich dann doch gewundert, dass wir diese Begegnungen ohne dauerhafte Verluste überstanden haben. Zu dem Tot-Rumliegen-Thema werde ich mich dort äußern.
- Von der Endschlacht habe ich ja nicht wirklich etwas mitbekommen, da ich ja am Mogulvernichtungsritual beteiligt war. Ich hatte aber den Eindruck es war ein wenig zu einfach ohne Behinderung durch weitere Fallen/Gegner in den Katakomben bis zum Ritualplatz vorzudringen und dann das Gegenritual zu wirken. Was den Endkampf an sich angeht hatte ich den Eindruck, dass unsere Kerzentrupps dann doch recht schnell in Position waren und wir kniende Magier von den Beni Dachim bzw. dem Mogul nicht wirklich als Gegner angegangen wurden. So erscheint es mir im Nachhinein fast als
zu leicht, wie der Mogul vernichtet wurde, aber so wie's scheint ist da auch einiges an mir vorbeigegangen (siehe Dschelals Feedback).
- Insgesamt fand ich das
Powerlevel des Cons recht hoch. Klar handelte es sich um das Finale einer Kampagne, aber einen wiedererweckten Magiermogul endgültig (?) zu plätten, in die riesige Illusion des Schleiers eingewoben zu werden und die Versteinerung eines Basilisken „zu (üb)erleben“, kommt dem oberen Rand meiner Epik-Schmerzgrenze doch recht nahe. Dabei hatt die Tatsache, dass es sich bei dem Basilisken der Größe nach eher um ein sehr, sehr junge Exemplar gehandelt hat, zusammen mit der guten optischen und akkustischen Darstellung dazu beigetragen die Szene in den Katakomben für mich doch zu einem sehr stimmungsvollen Erlebnis zu machen. Einzig mit der Verwendung irgendwelcher Geruchsstoffe wäre die Szenen noch intensiver rübergekommen.
- Hätten wir
einen weiteren Tag Spielzeit gehabt, hätte ich gern noch intensiveres Charakterspiel gesucht - auch mit anderen SC/NSC-Charakteren. Die Übersetzerei hat dann einfach zu viele Ressourcen gebunden und um an Infos ranzukommen hab ich mich dann halt doch am ehesten an Zoltan und Yerodin gehalten, da ich subjektiv den Eindruck hatte, dass bei den beiden Charakteren die Infos zusammenströmen. Teilweise hat Faruk auch erst ein bisschen Zeit benötigt um sich an einflussreiche Personen ranzutrauen (Hasrabals Enkel und die Delegation aus Rashdul).
Positiv:- Das
Gelände war einfach fantastisch. Begegnung und Kampf mit den Ferkinas am MI Nachmittag auf der Geröllhalde war gleich ein Highlight zum Einstieg. Die Szene hat von der Umgebung her am ehesten zu den Ausläufern von Rashtulswall und Khoramgebirge gepasst. Klar, dass man Mhanadistan nicht in DTL darstellen kann – der Punkt ist von der SL ja schon auf „Durch das wilde Mhanadistan“ selbstkritisch angesprochen worden – aber deshalb gänzlich auf ein solches Setting zu verzichten … auf keinen Fall. Die übrigen Schauplätze waren sehr gut, stellenweise auch wirklich hervorragend ausgewählt (Platz für das Ritual zum Einweben in den Schleier, Festung des Moguls). Die wenigen mit Planen abgedeckten Holzstöße haben mich persönlich überhaupt nicht gestört und die Wegführung in den Gruppen bei denen ich mitgelaufen bin war spitze (nicht 1x verirrt, kaum Straßenüberquerungen dafür super viel Natur und Unterholz/“Wildnis“
).
- Zur
Küche: Wenn weniger als fünf Sterne über eurem Zelt prangen wird man eurer Leistung nicht gerecht. Hab mir bis dato nicht vorstellen können, dass man auf einem Con quasi Mitten in der Pampa mit derartigen Gaumenfreuden überrascht wird. Die landestypische Küche hat meiner Einschätzung nach unheimlich viel zum mhanadistanischen Flair beigetragen – ob das jetzt Hauptmahlzeiten oder eher Snacks waren. Das es nicht noch mehr deftige Mahlzeiten gab, hat mich persönlich bei dem Wetter nicht gestört. Ich fand's gut, dass im Lager jederzeit ausreichend Obst und Gemüse angeboten wurde.
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Aufteilung der Gruppe auf drei Lager (MI-DO) & mehrere Startpunkte: Logistisch war das sicher alles andere als einfach zu realisieren und es sind ja bereits Fragen nach Aufwand & Nutzen laut geworden. Für mich als SC erschien das aber nicht nur stimmiger als viele andere Larp-Intros, sondern auch von der Dramaturgie her interessanter. Ich hatte dermaßen Schi.., als uns am MI-Abend eine deutliche Überzahl (zumindest erschien's mir so) von Beni Dachim angegriffen hat. Die Konsequenz Nachtwachen einzuteilen und bis zum Morgengrauen durchzuwachen passte wunderbar zu Bedrohungslage. Als dann die andere SC-Gruppe mitten in der Nacht zum Kara-ben-Yngerimm-Lager kam, lagen wir vor dem Zelt schlafenden/rumlungernden
SCs ja auch schon mit gezückten Waffen unter den Decken.
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Aufbau des Hauptlagers: Genial – ich habe vom Fundus- und vom Küchenzelt erst zum Abbauen etwas mitbekommen. Das unsere Gruppe anfangs nicht das Lager betreten durfte und auch dann noch von den Beni Achat mit großem Misstrauen behandelt wurde, war sehr passend und überzeugend dargestellt. Die Einladung in das Zelt des Achatim hat erst dadurch den Charakter einer entsprechend großen Geste erhalten. Das Zelt des Marius Magnus hätte ich persönlich in der Nähe des Baldachins aufgestellt. So gab es egtl. zwei zentrale Punkte im Lager, an denen man sich gut treffen konnte, was das ganze ein wenig auseinandergerissen hat. Ansonsten war das Zelt der Marius Magnus perfekt um auch im unwirtlichen Mhanadistan tulamidische Dekadenz versprühen zu können
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Zusammensetzung der Spielergruppe: Das Verhältnis von Tulamiden/Novadis zu „Fremden“ und zwischen Magiebegabten und Nichtmagiebegabten war nicht nur dem Plot angemessen, sondern hat auch zum Entstehen eines tulamidischen Flairs beigetragen. Ich fand es auch interessant, dass nur ein Geweihter dabei war. So war Faruk gezwungen, sich mit seinen seelischen Nöten an einen Götterdiener zu wenden, dessen Gott er bislang kaum verehrt hat. Zudem hat es meiner Ansicht nach auch zur Dramaturgie beigetragen, da eben nicht, wie sonst auf DSA-Cons Geweihte in mehr als ausreichender Zahl zur Verfügung standen. Den Gedanken Urival könnte die Gruppe auf dem ein oder anderen Weg verlassen, fand ich unheimlich – hätten wir dann doch kaum mehr mit göttlicher Unterstützung rechnen können. Ohne die Gespräche/Gebete mit dem Geweihten wäre Faruk wohl nicht dazu bereit gewesen am Ritual zur Vernichtung des Moguls mitzuwirken – hieß es doch, er könne dabei sogar seine Seele verlieren.
- Stimmungsvolle Szenen mit überwiegend stimmungsvoll und zum Teil grandios gewandeten/ausgerüsteten
NSCs: Besondere Erwähnung verdient haben die Angriffe der Beni Dachim und die Chimären, die Führungsriege der Ferkinas am DO-Nachmittag, die Archäologentruppe, Marius Magnus Zelt der Wohlgerüche, die Burkusht-Kinder, den Besuch in Achatims Zelt und das gemeinschaftliche Gebet der Beni Achat, die Delegation der Pentagramm-Akademie (um die sich Faruk aufgrund seiner Hintergrundgeschichte lange Zeit herumgedrückt hat), der Kampf gegen die Antimagierin und ihre Schergen, der Basilisk, … An dieser Stelle auch noch einmal besonderen Dank an alle NSCs, dass ihr uns als SCs nichts von Sachen habt mitbekommen lassen, die im Spiel nicht so gut liefen. Mein höchster Respekt dafür – dazu gehört glaube ich eine ganze Menge Selbstdisziplin.
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Ur-Tulamidya: Wie krass war das denn? Steintafeln und Dokumente erst Transkribieren und dann auch noch Übersetzen zu müssen war echt hart und hat viele Ressourcen gebunden, hat aber auch super viel Spaß gemacht. Ein großes Dankeschön auch nochmal an Einyawen, Chadim und Ela, ohne die das Ganze definitiv nicht möglich gewesen wäre. Dem Dialekt des Mhogulya Hattitisch bzw. Proto-Hatisch als Sprachen zu Grunde zu legen war genial. Uns dann auch noch die Zauberformel negieren und rückwärts sprechen zu lassen, fand ich dagegen brilliant.
- der morgentliche Abschluss des Cons mit meinen persönlichen Fav-MCs und Freestyler Günni – das war seit langem die beste Spontanaktion, die ich bisher mitbekommen hab.
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