Grundsätzlich bin ich mit Manu einer Meinung, will aber trotzdem meinen eigenen Senf beisteuern.
Für mich ist ein Con "perfekt" (sofern das überhaupt möglich ist), wenn es aus allen Sichtweisen gelungen ist. Das heißt:
Ein LARP ist perfekt aus
SC-Sicht, wenn...
... ich komplett in die Welt abtauchen konnte und nicht mehr Julias Gedanken im Kopf hatte, sondern die von Paya, Tâolara, Aladra oder wie sie alle heißen. - Das zu erreichen ist verdammt schwer und bisher hat es erst eine SL geschafft, dass ich 70% vom LARP mit Haut, Haaren und Hirn IT war. Dieses LARP war interessanterweise ein Winter-Wander-LARP.
Ich merke auch, dass es mir - je älter ich werde und je mehr Cons ich als NSC oder SL erlebe immer schwerer fällt, so in eine Fantasie-Welt abzutauchen. Allerdings geht mir das komischerweise nur auf LARPs so. Wenn ich z.B. allein mitm Pferdi im Wald unterwegs bin und meine Gedanken schweifen lasse, dann bin ich manchmal geistig in Aventurien, Mittelerde oder wo auch immer. Erst die nächste Straße oder der nächste Traktor auf dem Feld reißt mich dann wieder raus und ich "komme zurück"... Warum ich das schreibe? keine Ahnung, es ist mir nur gerade aufgefallen in dem Zusammenhang.
Aber weiter, wann ein LARP perfekt ist:
... wenn ich soweit in die Welt abtauchen kann, dass ich das Gefühl habe nach einem Treffer wirklich verletzt zu sein, einfach weil der mir gegenüberstehende NSC es geschafft hat, mich durch sein Spiel zu überzeugen.
... wenn ich den Teilnehmern abnehme, wer sie sind und was sie darstellen. Da kann ich Christiane nur zustimmen: Es gibt leider viel zu viele "schlechte" Kleidung, die dem widerspricht, was dargestellt werden soll. Sicher, man kann nicht verlangen, dass sich jede immer an alle "Vorgaben" aus (zum Beispiel) DSA-Quellenbänden hält und wenn da steht, man braucht Samt, Brokat und Spitze, dann gibt man eben mal allein fürs Material 300,- Euro aus und sitzt a Jahr am Gewand. Aber man kann zumindest versuchen, dem so nahe wie möglich zu kommen. Gerade an Urivals Gewandung zum Beispiel habe ich über die Jahre gesehen, wieviel sowas ausmacht. War es anfangs noch zwar liebevoll, aber noch nicht perfekt Zusammengestelltes, so braucht er jetzt nichtmal was sagen und ich glaub ihm, was er darstellt. Auch Accesoires machen da wahnsinnig viel aus.
... wenn ich mich nach dem LARP wieder zurück sehne in die Welt, in die ich am Wochenende (oder letzte Woche...) abtauchen durfte.
Aber es gibt natürlich nicht nur SCs und deswegen gibt es m.E. ganz andere Aspekte, die das LARP für mich aus
NSC-Sicht perfekt machen:
... wenn ich in den Rollen viel mit den Spielern interagieren durfte und dazu beitragen, sie eben in jene Welt abtauchen zu lassen, die die SL sich ausgedacht hat.
... wenn ich mich in die Rollen hineinfinden konnte und für den Moment, für die ich sie gespielt habe, auch wirklich
gelebt habe. Egal, ob für fünf Minuten oder als Lagerrolle.
... wenn auch der OT-Kontakt mit den lieben Menschen, die ich mich freue, endlich wieder zu sehen, nicht zu kurz kommt. Egal, ob auf wirren Autofahrten (gell Mirko?
), als aneinandergekuschelte, weil sonst frierende Elfen oder bei der ganz privaten NSC-Party mit Erdbeerlimes im Zelt.
Daraus entstehen oft Running Gags oder Insider Witze, aber genau das will ich als NSC
auch von einem LARP mit nach Hause nehmen.
... wenn mich die SCs begeistern! Ja, auch das will ich als NSC sehen: Gutes Charakterspiel der Spieler. Lavariels leise gesungenes Lied auf einem windumpeitschten Felsen auf dem Weg zum Finale von "Der Dank des Thagorn" war so ein Moment. Es war einfach perfekt.
... wenn ich das Gefühl habe, dass die SCs sich wohl fühlen (oder zumindest in der Welt fühlen... das Wohlfühlen kann man ja nicht immer gewärhleisten) und die SL sich um mich kümmert. Ich erwarte nicht, dass mindestens eine SL nur für mich da ist, aber wenn ab und zu ein "Danke" kommt oder man ein glückliches Grinsen der SL sieht oder einfach nur merkt, dass die SL weiß, wie sehr sie auf die NSCs angewiesen ist und dass sie den NSCs dankbar sind für den Einsatz, dann ist das genau das, was ich meine. Ein bisschen Bauchpinseln muss halt sein...
... wenn ich nach dem Con sage: Das war toll! Gern wieder! Schade, dass es vorbei ist!
Und nicht zuletzt gibt es da noch die
SL-Sichtweise, die ein LARP perfekt erscheinen kann. Die ist sehr viel einfacher.
Als SL geht es mir auf LARP wie einem Vollblut-Theater-Schauspieler: Ich bin dann glücklich, wenn der Vorhang fällt und der Applaus des Publikums scheinbar nicht abebbt.
Will heißen: Wenn ich von den SCs höre, dass sie auf dem LARP genau das gefunden haben, was ein LARP für sie perfekt macht. Wenn die NSCs Spaß, Gaudi und überhaupt Freude hatten. Wenn meine Mit-SL wieder mit mir zusammen arbeiten würde.
Egal, ob ich danach mindestens 24 Stunden Schlafnachholbedürfnis habe, wenn ich erst mitten in der Nacht wieder daheim bin und noch ein ganzes Auto voll Arbeit habe, wenn ich einfach fertig bin: Solang ich den Applaus höre, bin ich glücklich!
Das "Ziel" eines Liverollenspiels kann ich somit nicht definieren, aber die Aufgabe der Einzelnen ist denke ich klar geworden...
So, das war jetzt doch länger als gedacht und ich hab weder das geschrieben, was mir durch den Kopf ging, als ich eure beiden Posts gelesen habe, noch was ich mir danach vorgenommen habe, aber dafür kommt es von Herzen!